Keine Zeit für linkes Selbstmitleid

Trump wird Präsident der USA.

Donald Trump wird nun also Präsident der Vereinigten Staaten. Ein Gutes hat es schon mal: Die Debatte, ob Hillary Clinton nun ein unvermeidliches, weil geringes Übel sei oder nicht, ist beendet. So richtig weitergeführt hat sie uns nicht.
Ob nun die Apokalypse kommt, wird die Zukunft zeigen, an Spekulationen und klugen Analysen hierüber ist das Internet nun wirklich nicht arm. Deswegen wollen wir uns auch daran nicht beteiligen, sondern auf ein paar Aspekte von Trumps Wahlsieg hinweisen, die uns auch im Hier und Jetzt und in näherer Zukunft betreffen.

Die Rechte triumphiert angesichts dieses Wahlsieges. Für sie zeigt sich, dass gerade alles möglich zu sein scheint, dass sich mit einer Hetze gegen alle und gegen alles Mehrheiten erringen lassen. Dies sollte uns eine deutliche Warnung sein. 2017 steht neben drei Landtagswahlen auch die Bundestagswahl an. Ein Wahlsieg der AFD ist zwar nicht zu befürchten, ein zweistelliges Ergebnis scheint jedoch in der akutellen Situation mehr als wahrscheinlich und wird den verschiedenen Fraktionen der konservativen bis völkischen Rechten weitere Einflussmöglichkeiten, Medienaufmerksamkeit und finanzielle Ressourcen bescheren.

Unter denen, die sich als weitgehend links, progressiv oder weltoffen verstehen, scheint sich hingegen ein Gefühl der Fassungslosigkeit breit zu machen. Gebannt starren wir auf unsere Bildschirme und können nicht glauben, was sich hier abspielt. Dabei wäre es höchste Zeit, diese Zuschauerposition zu verlassen. Um die Rechte aufzuhalten, wird es mehr brauchen als ein paar ironische Tweets über die vermeintliche Dummheit der deklassierten weißen Männer, die Trump gewählt haben oder einem Lutz Bachmann hinter her laufen, garniert mit dem Teilen eines Videos von Jan Böhmermann auf Facebook.

Zu viele scheinen noch zu glauben, mit der richtigen inneren Einstellung, leicht gesenktem Haupt und der Vergewisserung in der eigenen sozialen Blase ließe sich das ganze schon aushalten. So geht es weiter zu Ausbildung, Uni und Arbeit, als wäre nichts geschehen und alle paar Jahre dann mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend an die Wahlurne. Immer mit der Hoffnung, dass SPD, Grüne oder Linkspartei ja vielleicht doch noch irgendwas reißen werden.

Von diesen Illusionen müssen wir uns lösen. Den Rechtsruck aufhalten, können wir nur selbst. Dafür gilt es aktiv zu werden und für eine Gesellschaft der Solidarität einzutreten:  Indem wir Geflüchtete unterstützen, Antifa-Arbeit leisten, Politik im Stadtteil entwickeln, gegen steigende Mieten kämpfen, eine andere Klima-Politik einfordern, internationale Solidarität zeigen und feministischer Kämpfe führen - und auch indem wir den Widerstand gegen den G20-Gipfel im Juli 2017 organisieren.

Es gibt genug Projekte, Gruppen und Initiativen, die über den linken Tellerand aus Bestürzung und Selbstvergewisserung hinausschauen und sich in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einmischen. Und wo es keine gibt, lassen sie sich gründen. Eine Garantie auf Erfolg hat das Ganze nicht, aber es ist immer noch besser als die Alternativen. Eine Lektion des US-Wahlkampfes dürfen wir angesichts seines Ausgangs nicht über Bord werfen: Bernie Sanders hat gezeigt, dass eine linke Politik, die klare Positionen vertritt, auf die Aktivierung der Basis setzt und sich vor einem klarem Bekenntnis zum Wort "Sozialismus" nicht scheut, Massen erreichen und begeistern kann.