Ein Tag im HAU1 - Ausstellungen · Hearings · Lesung · Podium
Was hätte verhandelt werden müssen? Seit fast drei Jahren läuft der Prozess am Münchner Oberlandesgericht gegen Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), die in einem Zeitraum von 13 Jahren zehn Morde begangen haben sollen, darunter an neun Menschen mit migrantischem Hintergrund. Konsequenzen aus dem Versagen der Geheimdienste und der politisch Verantwortlichen blieben bisher aus. Vielmehr wurde ein neues Zentrum zur Zusammenführung von Geheimdiensten, polizeilicher und staatsanwaltlicher Ebene realisiert. Nicht verhandelt wird der institutionelle und strukturelle Rassismus in der Gesellschaft und den staatlichen Organen. Stattdessen wird gegenüber kritischen Prozessbegleitern der Vorwurf erhoben, Verschwörungstheorie zu verbreiten. Dies wurde u.a. durch die beharrlichen Verdächtigungen der Opfer-Familien sichtbar. In einem Prozess, in dem die Behörden scheinbar kein Interesse an einer Aufarbeitung haben und das Unterstützungsnetz- werk der Täter*innen immer mehr zu Tage tritt, kann nur ein kontinuierlicher politischer Druck von außen etwas bewirken. Welche Rolle spielen hier Medien, die Politik und die Angehörigen der Opfer, die im Prozess als Nebenkläger*innen auftreten? Wie kann eine öffentliche Diskussion entstehen, die sowohl eine gesellschaftliche als auch eine juristische Aufarbeitung ermöglicht? In einem umfassenden Programm aus Hearings, Ausstellungen, einer Podiumsdiskussion und einer Lesung wird der aktuelle Stand des Prozesses er- läutert und nach seinen Folgen gefragt.
For almost three years now the court in Munich has been dealing with ten murders that the NSU has committed over 13 years. Nine of the victims were persons from migrant families. In a comprehensive programme consisting of hearings, exhibitions, a discussion, and a lecture, the current state of the trial will be explained and its consequences will be examined.
Mit :
- Seda Basay-Yildiz [Rechtsanwältin Nebenklage]
- Antonia von der Behrens [Rechtsanwältin Nebenklage]
- Alex Demirovič [Sozialwissenschaftler]
- Ayşe Güleç [Initiative »6. April« Kassel]
- Heike Kleffner [Journalistin]
- Katharina König [MdL Thüringen]
- Dirk Laabs [Autor »Heimatschutz«]
- Wolfgang Schorlau [Autor »Die Schützende Hand«]
- Christian Ströbele [Mdb/Bundestagsuntersuchungsausschuss]
- Kutlu Yurtseven [Initiative »Keupstrasse Ist Überall« Köln]
- Aktivist*Innen der »Initiative für die Auf-klärung des Mordes an Burak B.«
- und der Interventionistischen Linken Berlin u.a.
13.00 Uhr · Eröffnung und Begrüssung
13.30 Uhr · Hearings – Teil 1
Geheimdienste und Demokratie?
mit Alex Demirovič [Sozialwissenschaftler]
Die Untersuchungsausschüsse zum NSU
mit Christian Ströbele [Mdb/Bundestagsuntersuchungsausschuss]
und Heike Kleffner [Journalistin]
Der Rassismus in den Ermittlungen
mit Ayşe Güleç [Initiative »6. April« Kassel]
und Kutlu Yurtseven [Initiative »Keupstrasse ist überall« Köln]
15.30 Uhr · Hearings – Teil 2
Alles wie bisher, nur anders: Der »Fall« Burak Bektaş
mit einer Aktivist*In der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B., Berlin]
NSU-Prozess: Was hätte verhandelt werden müssen?
mit Antonia von der Behrens [Rechtsanwältin Nebenklage]
NSU: Die Lüge vom Trio
mit Michael Weiss [Apabiz/NSU-Watch]
17.30 Uhr · Lesung
Wolfgang Schorlau liest aus seinem aktuellen Roman »Die Schützende Hand«
19.30 Uhr · Eine Visualisierung
Das Netzwerk Staatlich Bezahlter Neo-Nazis
Grafische Projektion
20.00 Uhr · Podium
Das System NSU
• Seda Basay-Yildiz [Rechtsanwältin Neben-klage]
• Ayşe Güleç [Initiative »6. April« Kassel]
• Katharina König [Obfrau Der Linksfraktion im Thüringer Untersuchungsausschusses]
• Dirk Laabs [Autor »Heimatschutz«]
Ganztägig
Ausstellung: »Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen«
[Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (IsFBB) e.v.]
Ausstellung: »Versagen mit System« – Eine Ausstellung zu Geschichte und Wirken des Verfassungsschutzes
[Engagierte Wissenschaft e.v., Forum für kritische Rechtsextremismusforschung]
RASSISMUS BEKÄMPFEN – GEHEIMDIENSTE ABSCHAFFEN – LÜCKENLOSE AUFKLÄRUNG – GERECHTIGKEIT FÜR DIE OPFER
Eine Veranstaltung der Interventionistischen Linken Berlin
in Zusammenarbeit mit dem HAU Hebbel am Ufer und unterstützt durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Für diese Veranstaltung werden Tageskarten bei freiem Eintritt ausgegeben. Die Kapazität der einzelnen Hearings ist begrenzt. Daher kann kein Zugang zu einem ausgewählten Hearing garantiert werden. Es besteht aber immer die Möglichkeit, auf eines der parallel stattfindenden Hearings auszuweichen. Dafür bitten wir um Verständnis.