Vor 15 Jahren landeten Toni Negri und Michael Hardt mit „Empire“ einen veritablen Bestseller. Sie zeichneten darin ein Bild sowohl einer neuen Form von kapitalistischer Staatlichkeit (eben dem Empire) als auch von gesellschaftlicher Arbeitsteilung – unter der Hegemonie der immateriellen bzw. biopolitischen Arbeit. Methodisch gründen die beiden ihre Analyse jedoch nicht auf eine Strukturanalyse herrschender Zustände, sondern auf die Vorrangigkeit sozialer Kämpfe. Dieses „von den Kämpfen ausgehen“ verbindet den postoperaistischen Theorieansatz von Hardt & Negri mit seinem Vorgänger, dem Operaismus. War es in den fordistischen Gesellschaften der 1960er Jahre noch der „Massenarbeiter“ am Fließband der großen Fabriken, so hat sich durch die autonomen Kämpfe der Arbeiter_innen sowohl die Organisation der Arbeit als auch die Zusammensetzung der Arbeiter_innen fundamental geändert. Die Multitude als heutige Gegenspielerin des globalen kapitalistischen Empire ist nicht mehr durch Einheitlichkeit, sondern durch Vielfalt und Differenz geprägt.
Bei der Veranstaltung werden die theoretischen Grundlagen (post)operaistischer Theorie vorgestellt, ihre Gemeinsamkeiten mit bzw. Differenzen zu anderen linken Strömungen. Darüber hinaus wird vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Vielfachkrise des Kapitalismus postoperaistische Theorie und Praxis auf den Prüfstand gestellt: Sowohl das Verhältnis zwischen Bewegungen, Parteien und Institutionen soll diskutiert werden als auch die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen offensiver und bewegungsorientierter politischer Strategien. Die Kritik am Postoperaismus soll dabei ebensowenig zu kurz kommen wie die Darstellung unterschiedlicher Theoretiker_innen und Entwicklungslinien.
Martin Birkner lebt in Wien, war Teil der grundrisse-Redaktion und leitet die Edition Kritik & Utopie im Mandelbaum Verlag.