Hannover
Nilay will los. Am liebsten noch heute Nacht, von Berlin nach Istanbul. Seit Wochen verfolgt sie mit ihrer Familie die Nachrichten vom Taksim-Platz: die Bilder der Kämpfe im Tränengas gegen Erdogans Polizei. Ihre Eltern sind außer sich. Sie selbst waren Kinder in den Straßen Izmirs und erlebten den Putsch im September 1980. Ihr Vater war in einer Schülergruppe der Kommunistischen Partei aktiv und wurde beim Plakate kleben verhaftet. Es folgten Jahre der Willkür, mit Festnahmen, Anklagen zur Todesstrafe, Foltertoten und Verboten von Parteien, Vereinen und Zeitungen. Immerhin 30.000 Menschen gelang die Flucht ins Ausland.
In den 90er Jahren flohen auch ihre Eltern. Sie hatten sich und fanden Wege des Widerstands.
Dreißig Jahre später zieht es ihre Tochter in das Land, das sie hinter sich ließen, in der Hoffnung, anderswo frei zu sein.
Davon handelt Özge Inans Debütroman „Natürlich kann man hier nicht leben“ und an diesem Abend ist Özge in der Roten Zone zu Gast und liest für uns aus ihrem Buch.
Eine Veranstaltung der Interventionistischen Linken Hannover.