Pandemie, Krise, Kapitalismus

- zum 1. Mai ein Aufruf für Klimagerechtigkeit und Feminismus …

 

Die menschliche Gesellschaft unter dem Vorzeichen von Profitmaximierung zu organisieren? … war noch nie eine gute Idee: Schon vor der Pandemie hat sich die Verteilung von Reichtum und Armut permanent zugespitzt, die Zerstörung unseres Planeten ist immer weiter fortgeschritten. Und das nicht von ungefähr – das kapitalistische System folgt einer zwingenden Logik mit einer zerstörerischen Wirkung auf Mensch und Umwelt. Aber: Es ist menschengemacht.Die Corona-Pandemie und die staatlichen Reaktionen auf die Krise haben Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, einem Ende von Ausbeutung und Unterdrückung in den Hintergrund gerückt. Wir bringen sie wieder auf die Tagesordnung. Nicht trotz, wegen der Pandemie sind sie drängender denn je:

Patriarchale Strukturen sind nichts Neues, erfahren jedoch in Krisen bzw. ihrer Bewältigung eine Zuspitzung, ob zum Beispiel in der Verteilung von Sorgearbeit oder im Arbeitsleben. Gewalt an Frauen hat während der Pandemie massiv zugenommen – die Betroffenen sind der Gewalt Zuhause meist schutzlos ausgeliefert. Zudem fehlen für Lesben, Schwule, trans-, nonbinary-, agender-Personen und Queers die Treffpunkte und damit die Schutzräume. Außerdem erweist sich in heteronormativen Familien die vermeintlich freiwillige Rollenverteilung beim zweiten Hinschauen als doch nicht mehr so freiwillig. Bei der Betreuung von Kindern oder von pflegebedürftigen Menschen wird häufig auf das niedrigere Gehalt verzichtet – meist das der Frauen. Zu oft kann das kaum umgangen werden, weil andernfalls der Lebensunterhalt nicht mehr gesichert wäre. Die Pandemie bringt eine noch größere Herausforderung mit sich. Kinderbetreuung und Homeschooling müssen jetzt noch zusätzlich übernommen werden.

Care-Arbeit ist immer noch weiblich konnotiert und wurde vor der Pandemie deshalb schon mies bezahlt. Die Pandemie verschärft die Lage noch weiter: Die aktuellen Arbeitsbedingungen lassen viele Arbeiterinnen an ihre körperlichen und psychischen Grenzen kommen. Die doppelte Belastung aus Lohn- und Sorgearbeit wird hier pandemisch bedingt vielfach erhöht, da jetzt obendrauf noch eine ganztägige Betreuung bzw. Beschulung der Kinder erwartet wird. Diese unbezahlte Arbeit hängt unmittelbar mit der bezahlten Arbeit zusammen. Denn nur durch sie kann die menschliche Arbeitskraft erhalten bleiben. Zwar nutzt die kapitalistische Logik die Reproduktionsarbeit für ihre eigenen Zwecke, die der Maximierung der Produktion, wertet sie aber auf der anderen Seite als „unproduktiv“ ab. Deshalb kann ein feministischer Kampf der Arbeiterinnenklasse nur im Doppelpack stattfinden: dieser Kampf bezieht sich immer auf die Lohn- und Reproduktionsarbeit.

Doch nicht nur hier zeigt es sich: die Krise betrifft alle, aber nicht alle gleich:

Auch schon vor der Pandemie waren die Folgen der Zerstörung der Umwelt durch die kapitalistische Produktion für jede*n spürbar. Die kapitalistische Moderne zerstört tagtäglich unsere wichtigste Lebensgrundlage: unsere Erde. Aber ja, es wird noch immer dem Leitsatz „mehr und mehr“ hinterhergejagt.

Aufs Konto dieses Prinzips geht letztlich wohl sogar die Existenz der Pandemie selbst: Der Mensch dringt immer weiter in Ökosysteme ein - Zoonosen, also die Übertragung von tierischen Erregern auf den Menschen, sind eine Folge davon.

Die Pandemie führt zu einer weiteren Verschärfung dieser Zuspitzung. Rechte und Ressourcen sind ungleich verteilt - Die Gewährung von Hilfen zur Pandemiebewältigung folgt weiterhin imperialer und patriarchaler Logik. Und bereits jetzt sind Teile der Erde aufgrund unserer kapitalistischen Lebensweise unbewohnbar und die Lebensgrundlagen schlichtweg nicht mehr existent. Der Klimawandel kennt keine Grenzen, wie Corona auch nicht. Doch der globale Süden ist von den Auswirkungen besonders betroffen. Nicht nur die Pandemiebekämpfung wird von den Ländern des globalen Nordens vor allem national gedacht, auch existierende Möglichkeitsfenster zur Eindämmung der Klimakrise werden nicht genutzt. Und wie in den meisten Lebensbereichen wirkt sich Corona auch auf die Klimakrise vor allem so aus, dass bestehende Probleme und Ungleichheiten noch verschärft werden. Statt Maßnahmen zu ergreifen, um CO2 Emissionen zu senken und das notwendige 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, werden Milliarden in die „Rettung der Wirtschaft“ gesteckt. Das hat uns die Pandemie im letzten Jahr gezeigt. Auch sind arme Menschen stärker von den gesundheitlichen und finanziellen Folgeschäden betroffen. Klimawandel bzw. dessen Folgen ist nicht zuletzt eine der zentralen Fluchtursachen.

Kampf gegen Klimakatastrophe bedeutet immer auch Kampf für Klimagerechtigkeit.

Denn der Klimakatastrophe kann nur solidarisch und international entgegengetreten werden. Nur durch eine weltweite Veränderung der Produktionsbedingungen und der Lebensgewohnheiten, können Existenzgrundlagen erhalten bleiben und zu einer lebenswerten Welt für alle beitragen. Klimagerechtigkeit kommt damit eine soziale Komponente zu – kein Mensch darf hier vergessen werden!

Kapitalistische Interessen sind sowohl ursächlich für die Klimakrise, als auch für die unterdrückenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, auf die FLINTAs tagtäglich treffen. Durch die Klimakrise werden patriarchale Strukturen noch verstärkt, was dazu führt, dass FLINTAs, aufgrund von finanziellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, stärker von den Auswirkungen der Klimakatastrophe betroffen sind. Deswegen ist der Klimakampf immer auch ein feministischer und zugleich antikapitalistischer Kampf! Wir fordern die Gleichberechtigung eines jeden Menschen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und der sexuellen Orientierung, sowie eine Umverteilung der Lohn- und Sorgearbeit. Kein Mensch darf hier vergessen werden!

Diese Probleme bestehen weltweit, da reicht es nicht aus, punktuell für Veränderungen anzusetzen. Bestes aktuelles Beispiel ist die Pandemie, die nur gemeinsam, solidarisch und international bekämpft werden kann. Selten zeigte sich deutlicher: Mit dem kapitalistischen Prinzip muss gebrochen werden! Wir wollen nicht zurück zur Normalität - wir wollen eine gerechte Gesellschaft! Hier lautet eine Antwort auf das Virus: die Enteignung von Pharmakonzernen, die Freigabe der Impfpatente und eine gerechte Verteilung der Impfstoffe. Kein Mensch darf hier vergessen werden! Wir wollen ein Gesundheitssystem, das nicht an Profiten, sondern den Bedürfnissen der Menschen orientiert ist. Wir wollen eine Welt, in der es um ein gutes Leben und die Bedürfnisse von Menschen geht, und zwar allen Menschen, und nicht um die Profite von Milliardär*innen, Großkonzernen und Banken!

Das kapitalistische System lebt davon, dass wir tagein, tagaus, die kapitalistischen Verhältnisse und Strukturen bedienen. Antikapitalismus bedeutet, aus diesen Strukturen auszubrechen und damit den Kreislauf des „mehr und mehr“, und damit die kapitalistische Funktionsweise zu durchbrechen. Es gilt aber auch, konkret Verantwortliche und Profiteur*innen zu benennen und letztlich zu entmachten. Wir fordern system change, not climate change! Ein System, in dem Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit, ausgehend von der Notwendigkeit von Care-Arbeit, solidarisch neu strukturiert und gelebt werden können. Das alles ist für uns nicht mit dem kapitalistischen System vereinbar - deshalb streiten wir für den Umsturz der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, um Gerechtigkeit sowohl auf sozialer als auch auf ökologischer Ebene zu ermöglichen. In den Themen Feminismus und Klimagerechtigkeit sehen wir Anknüpfungspunkte für nachhaltige Veränderungen und Umbrüche auf vielen Ebenen: auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene. In beiden Kampffeldern gibt es starke und lebendige Bewegungen, die unsere Welt neu schaffen wollen, …können, …müssen.

Der revolutionäre 1. Mai steht für uns für die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, nach Geschlechtergerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. Lasst uns am 1. Mai die Arbeit niederlegen, uns auf der Straße treffen, um veränderte gesellschaftliche und politische Verhältnisse zu kämpfen.

Am revolutionären 1.Mai auf die Straße für Feminismus und Klimagerechtigkeit - kommt mit uns zum 2. Lauti!
Vor dem Wagen laufen  Flinta*- Only in Lila, dahinter organisiert EndeGelände den Block zu Klimagerechtigkeit.
Treffpunkt 11:30 Uhr am Petra-Kelly-Platz (Bauerngasse/Ecke Gostenhofer Hauptstrasse)

Oder - wer nicht auf die Straße kann - zeigt euch solidarisch, hängt ein Banner aus dem Fenster oder teilt die Inhalte auf social media. #Revolutionärer1Mai

Bitte beachtet die am Tag geltenden Hygienemaßnahmen, um andere und euch selbst zu schützen!