Machtfragen stellen

Die neue arranca! #55 ist da
Es brennt auf allen Ebenen, und kein Ende ist in Sicht – die kapitalistische Welt ist Burned Out. Burn out heißt aber auch: Reißleine ziehen, aussteigen, umdenken, anzünden. Deshalb wollen wir in dieser Ausgabe die großen Machtfragen stellen. Das heiß auch: Macht in Frage stellen – und Machtverhältnisse in Bewegung bringen.

Als Teil der Interventionistischen Linken ist die arranca! eingebunden in die konstante Debatte um die Frage, wie wir Machtverhältnisse nutzen und zum Besseren verschieben können. Sei es in lokalen Kämpfen wie dem Berliner Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co. enteignen bis hin zu den großen Themen wie Klimawandel und Kapitalismus.

Viele linke Strategien sind als kämpferischen Ermächtigungsstrategien gegen den Status Quo entstanden. Der Artikel «Zwischen Selbstausbeutung und Revolution. Die neue Welt in der Schale der alten bauen» skizziert Arbeitsweisen und Visionen für eine globale Bewegung kollektiver Arbeitsverhältnisse. Das Interview «Den Spaten ergreifen» sucht nach den Möglichkeiten transformativen Organizings, während «Die Macht übernehmen und die Welt verändern?» mahnt, dass wir neben allem Druckaufbau auch real umsetzbare politische und ökonomische Alternativen formulieren müssen. «Progressiver Diskurs, konservative Politik und die Linke» untersucht, wie das in der Praxis in Argentinien versucht wird.

Neben dem wie wollen wir uns in in unserer aktivistischen Arbeit aber auch stets fragen: was und warum? Welche Machtbegriffe und -werkzeuge verwenden wir überhaupt? Wie stehen wir zu Herrschaft und was sind linke Machtverhältnisse? Sprich: In welchen Übereinkünften wollen wir leben?

Der Artikel «Machtvolle Gefüge zwischen Differenz und Vielheit» fasst einige der aus linker Sicht einflussreichsten historischen Analysen und Gedanken rund um Machtkonzepte zusammen.
Welche Machtbegriffe und -strategien bieten uns feministische, antirassistische und dekoloniale Bewegungen?
Im Zuge der black lives matter Bewegung rückten etwa Konzepte der community accountability zunehmend in die linke Debatte – als antirassistische, herrschaftsfreie Alternative zu gewaltförmigen Konzepten von «Sicherheit» und Staat – dies untersucht der Artikel «Abolitionismus» von Melanie Brazzell.
Feministische Autor*innen wie Ursula K. Le Guin oder Donna Haraway sehen eine politische Bedeutung in «spekulativem Fabulieren»: Es macht einen Unterschied, welche Wissensformen Wissen wissen, und welche Geschichten Geschichten erzählen. Im Interview mit Bini Adamczak blicken wir auf Beziehungsweisen als revolutionären Schlüssel, «Berlins erste Sozialpolizei» berichtet aus einer dystopischen, nicht zu entfernten Zukunft.

«Nimm deine friends in die Verantwortung» und «Wut im Bauch» widmen sich dem Umgang mit sexualisierter Gewalt und patriarchaler Macht, aus kollektiver und aus individueller Perspektive. «German Angst» beschäftigt sich mit der rassistischen Angst vor dem Anderen, «We came here to be free» und «Existieren verboten» schauen auf die Lebensbedingungen und Kämpfe von queers in Kenia und Polen. Mit diesen und weiteren Artikeln schließt sich der Kreis von Macht und Verantwortlichkeit von der Mikro- bis zur Makroebene.

Viel Spaß beim Lesen und Machfragen stellen,
wünscht eure arranca!-Redaktion im November 2021

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