Viele wissen es schon: Die AIHD organisiert sich jetzt in der interventionistischen Linken. Der Prozess geht schon über ein Jahr und festes Mitglied sind wir auch schon eine Weile. Aufgrund vieler anderer Aktivitäten kommt erst jetzt eine Erklärung dazu.
Zunächst mal ist es für uns ein folgerichtiger Schritt. Seit wir uns 1999 als Gruppe organisiert haben, gab es schon immer Punkte die uns besonders wichtig waren:
Mit wahrnehmbaren Positionen interventionsfähig sein
Es ist uns ein wichtiges Anliegen, linksradikale Politik nicht im Verborgenen oder szeneintern zu praktizieren, sondern offensiv mit unseren Inhalten nach außen zu treten. Das heißt für uns, dass wir uns einmischen in Debatten vor Ort mit einem selbstbewussten Auftreten und klaren Positionen, die wir auch vertreten, wenn sie im Kontext unbeliebt sind. Dazu gehört es auch, vor Presse und Öffentlichkeit dort wo es notwendig ist mit Namen und Gesicht aufzutreten. Unsere Positionen sind Ergebnisse von Diskussionen. Wir vertreten diese nicht, weil wir damit eine Rolle im Milieu einnehmen wollen und formulieren sie nicht, um sie gleich wieder einzuschränken, sondern weil wir von ihrer Richtigkeit überzeugt sind. Aber natürlich sind wir nicht die Hüter_innen des heiligen Grals der Wahrheit, sondern lassen uns gerne von besseren Argumenten überzeugen. Die interventionistische Linke zeichnet sich dadurch aus, mit deutlichen Positionen nach außen zu treten und gleichzeitg durch einen ständigen produktiven Diskurs, der sich sowohl an inhaltlichen als auch an strategischen Fragen sowie Fragen der Organisation festmacht. In diesen Prozess wollen wir uns einbringen.
Bündnisfähigkeit und Organisation
Wir müssen es an dieser Stelle nochmals sagen: Die AIHD war unmittelbar nach ihrer Gründung sowohl Mitglied in der AA/BO (Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation) als auch im BAT (Bundesweites Antifatreffen). Von Anfang an war es uns ein Anliegen, strömungsübergreifend bündnisfähig zu sein. Dabei geht es uns nicht nur darum, innerhalb der autonomen Antifa-Bewegung Bündnisse einzugehen, sondern darüber hinaus gemeinsame Sache zu machen mit anderen Strömungen, seien sie aus einem feministischen, antirassistischen, gentrifizierungskritischen, antikapitalistischen oder einem antimilitaristischen Kontext. Wir begreifen uns als Teil dieser Bewegungen. Umso wichtiger ist es, die Stärken der einzelnen Bereiche in einer Organisation zu bündeln. Zentral ist hierbei für uns der gemeinsame außerparlamentarische, herrschaftskritische und systemantagonistische Nucleus.
Dabei ist es aber wichtig, anlassbezogen auch Bündnisse über die Bewegungsgrenzen hinaus einzugehen. Ein Versumpfen in der Szene bringt Stillstand im Diskussionsprozess und schadet den Zielen unserer Politik.
Solidarität und Aktion
Wenn linksradikale Politik effektiv praktiziert wird, ist sie immer auch massiven Angriffen von außen augesetzt. Es ist daher umso wichtiger, dass wir uns nicht gegenseitig in den Rücken fallen, sondern trotz unterschiedlicher Schwerpunkte und Analysen Repressionsschlägen gemeinsam und solidarisch entgegentreten. Nicht umsonst ist die Extremismustheorie, die auf Spaltungen und Distanzierungen abzielt, ein zentrales Mittel des Inlandsgeheimdienstes und unserer anderen politischen Gegner_innen. Wir sind der Ansicht, dass alle Betätigungsfelder linker Politik ihre Berechtigung haben und sich gegenseitig ergänzen: Das reicht von Theoriearbeit über zivilen Ungehorsam bis zur Militanz. Welche Mittel einer Situation angemessen sind, bestimmen wir selbst. In der interventionistischen Linken haben wir schon länger eine Organisation gesehen, die Theorie- und Aktionsfähigkeit miteinander vereint.
Antifa kontinuierlich lokal global
Unser Ziel bleibt die Bekämpfung der Herrschaft des Menschen über den Menschen, die Bekämpfung von Diskriminierung und Ausbeutung. Eine freie Assoziation lässt sich jedoch nicht innerhalb des Bestehenden errichten, sondern benötigt einen radikalen und revolutionären Bruch mit der kapitalistischen Gesellschaft. Dabei reicht es uns nicht auf ein eigenes schönes Leben abzuzielen, sondern unsere Solidarität gilt den Unterdrückten der ganzen Welt. Zu erreichen ist ein globaler Prozess jedoch nur, wenn an vielen Orten das gemeinsame Ziel gleichzeitig verfolgt wird. Eine bundesweite Organisation darf kein Selbstzweck sein. Der Schwerpunkt unserer politischen Arbeit liegt daher weiterhin in Heidelberg, der Rhein-Neckar-Region und in Südwestdeutschland. Der Schritt in die interventionistische Linke stärkt jedoch unsere darüber hinaus reichenden Ansprüche.
Eine Zuspitzung gesellschaftlicher Verhältnisse bedingt immer eine Gefahr der gesellschaftlichen Regression durch die dem Kapitalismus immanente Gefahr des Faschismus. Diese Gefahr ist real und gegenwärtig. Schon heute stützen Deutschland und die EU autoritäre Regime in Ungarn, der Türkei und der Ukraine, um sich gegen Menschen abzuschotten, die vor den Konsequenzen ihrer Weltmarktpolitik fliehen. Unser Schwerpunkt bleibt nicht zuletzt daher auch weiterhin die Antifaarbeit. Unsere Stärken hierin tragen wir gerne in die interventionistische Linke und freuen uns auf die Stärken anderer in anderen Bereichen zurückgreifen zu können.
Die in unserem Selbstverständnis formulierten Grundsätze behalten für uns weiterhin ihre Gültigkeit.