25 neue MUFs sollen es werden – Modulare Unterkünfte für Geflüchtete. Der Berliner Senat will diese in allen Bezirken errichten und so 10.000 Geflüchtete aus Provisorien und Notunterkünften holen. Insgesamt sollen demnächst 53 MUFs in Berlin entstehen. Seit 2016 der damalige schwarz-rote Senat erste Pläne für MUFs verkündete, forderte die IL Berlin stattdessen: Richtige Wohnungen für alle!
Wir organisierten damals gemeinsam mit Geflüchteten den Protest gegen den Bau einer MUF in Kreuzberg. Denn es liegt im gemeinsamen Interesse von Geflüchteten und Alteingesessenen, dass auf freien Flächen richtige Wohnungen entstehen, gemeinsam bewohnt von Alt- und Neuberliner*innen. Was Berlin nicht braucht, ist Anstaltsarchitektur für Geflüchtete und Obdachlose. Doch dies ist weiterhin zu befürchten: auch wenn laut RBB die meisten MUF´s angeblich eher Appartmentblöcken mit richtigen Wohnungen ähneln, sollen sechs von ihnen nach einem speziellen „Flüchtlingsbaurecht“ errichtet werden.
Dies lehnen wir ab. In unserer Broschüre "Das Rote Berlin" haben wir diese Position noch einmal begründet:
Mit der Planung und dem Bau von Gemeinschaftsunterkünften […] und modularen Unterkünfte für Flüchtlinge (MUFs) wurde ein neuer Sub-Standard durchgesetzt, ein Wohnen zweiter Klasse. Mittel- und langfristig ist dieses Vorgehen auch von einem finanziellen Gesichtspunkt aus widersinnig. Denn seit vielen Jahren ist bekannt, dass die Finanzierung von Betreiber*innen und Gemeinschaftsunterkünften teurer ist als die Unterbringung von Geflüchteten in ganz normalen Wohnungen. [...] Die Gemeinschaftsunterkünfte wurden verkauft als einziger und schnellstmöglicher Ausweg aus der untragbaren Situation in Turn- und Messehallen. Aus den Notunterkünften ziehen die Neuberliner*innen nun also in Tempohomes und MUFs. Wir lehnen jedoch auch diese strikt ab, denn hier wird das „Recht auf Wohnen“ gegen Unterbringung zweiter Klasse eingetauscht. Im Gegensatz zu den Containerdörfern werden die sogenannten MUFs zudem auf Dauer bestehen. Ihre zukünftige Umnutzung mit anderen, einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen wie Senior*innen und Studierenden war von vornherein eingeplant.
Diese Kritik an den MUFs ist nach wie vor gültig. Denn die aktuellen Pressemeldungen enthalten nur sehr vage Angaben, was genau gebaut wird. Wird ein Teil der MUFs weiterhin nach dem schwarz-roten Amtsentwurf von 2016 gebaut, eine Krankenhausarchitektur mit dunklen Fluren und kleinen Zimmern ohne eigene Küchen? Dies wäre eine menschenfeindliche “Unterbringungsarchitektur” für Erstbezieher*innen und alle folgenden.
Oder bekommen wir MUFs die mindestens dem Standard von Studierendenwohnheimen entsprechen, also mit eigenen Küchen, eigenen Duschen, abschließbar für die dort Wohnenden, aber ohne Security am Eingang - mit Grundrissen, die ein Minimum an Menschenwürde und Privatsphäre sichern?Gebäude aus vorgefertigten Modulen können eine Verbesserung sein gegenüber Notunterkünften. Doch statt über würdige Mindeststandards im Wohnungsneubau zu reden, wird nur über die Standorte debattiert. Bei dieser Standortdebatte geht es weder darum, wie neu gebaut werden kann ohne z.B. Kleingewerbe zu verdrängen oder um die “Berliner Mischung”, sondern es heißt viel zu oft schlicht “bitte nicht bei uns”. Diese Debatte wollen wir nicht führen. Sie bedeutet Ausgrenzung und Rassismus. Wir wollen stattdessen darüber reden, wie die Wohnungsnot für Alt- und Neuberliner*innen gleichermaßen beseitigt werden kann.
Die einzige Lösung dafür lautet: Richtige Wohnungen für alle!
Denn wenn wir keine Anstalten oder „Modul-Asylheime“ (Neues Deutschland) bauen, sondern richtige Wohnungen, die nicht nur von Geflüchteten genutzt werden – dann sparen wir uns auch die rassistische Standortdebatte, die in den nächsten Tagen zu erwarten ist.