Vor 25 Jahren: Neonaziterror, Polizeigewalt und eine ermordete Antifaschistin
Hintergrund dieser Eskalation waren regelmäßig stattfindene Übergriffe von Neofaschisten gegen Linke, alternative Jugendliche und MigrantInnen in der Göttinger Innenstadt. Hiergegen organisierten autonome Antifas antifaschistische Selbsthilfe. Wurden Neofaschisten aus Göttingen und dem Umland in der Stadt gesichtet, wurden diese unmittelbar von antifaschistischen Kräften militant vertrieben. Zu solch einer Auseinandersetzung kam es auch am 17. November 1989, an der die Antifaschistin Conny involviert war. Wie häufig zuvor auch geleitete die Polizei die Faschisten sicher aus der Innenstadt und eröffnete im Anschluss eine Verfolgungsjagd gegen die AntifaschistInnen. Eine besondere Rolle nahm dabei das Zivile Streifenkommando (ZSK) ein; eine politische Polizeieinheit in zivil, die sich seit Jahren einen Kleinkrieg mit der autonomen Szene der Universitätsstadt lieferte. Dass sie Conny dabei auf der Weender Landstraße in Höhe des Indunazentrums in den fahrenden Verkehr trieben war kein Zufall, sondern sie folgten damit aktiv ihrer Gesinnung. Dies zeigt der entsprechende Spruch im Polizeifunk am 17.11.1989 um ca. 21.10 Uhr: "Ich würde sagen, wenn wir genug Leute sind, sollten wir sie ruhig mal plattmachen".
In einem Flugblatt, 10 Jahre nach den Ereignissen erklärte die Autonome Antifa (M) die Verwendung des Begriffs "politischer Mord":
"Politischer Mord bedeutet, daß ein Mensch im politischen Zusammenhang (Kampf) ums Leben gebracht wurde. Dabei ist es egal, ob dies gezielt geschieht, z.B. durch Erschiessen oder ob er/sie im Zuge einer Aktion oder durch die Umstände ums Leben kam, die auf den Tod von Menschen zielen oder als Faktor einkalkuliert werden. Entscheidend ist, ob sich der Mensch in einen politischen Zusammenhang stellt oder die objektiven Umstände diesen Zusammenhang herstellen."
Am 12. Dezember 2014 findet in Göttingen ein antifaschistischer Stadtrundgang statt, der die Ereignisse am 17. November 1989 nachvollziehen will. Ein Zeitzeuge wird anhand von Bildern und Berichten die gesellschaftlichen Umstände des Mordes an Conny, wie auch das konkrete Geschehen darstellen. Zugleich wollen wir dort wo es zulässig erscheint Verbindungen zur heutigen Situation herstellen.
Weitere Informationen findet ihr unter www.ali.antifa.de [1]