Lidl & Co. vergesellschaften

Supermärkte beuten alle aus: Produzent*innen, Angestellte und Konsument*innen.
Seit 2020 sind Lebensmittelpreise durchschnittlich um 34% gestiegen – aber warum? Schließlich sind die Produktionskosten wieder auf Vorkrisen Niveau und die Löhne der Angestellten sind auch nicht gestiegen.
Lidl & Co haben die Preise trotzdem angehoben, um Milliarden an Gewinnen einzustreichen. Sie haben die Inflation also nicht "weitergereicht", sondern maßgeblich selbst verursacht. Selbst die EZB geht davon aus, dass 2/3 der Preissteigerungen auf Unternehmensgewinne zurückzuführen sind.
Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, Lebensmittel zu bezahlen. Während der Gründer von Lidl, Dieter Schwarz, mit 44 Milliarden der Überreichste Deutsche ist, können sich laut Eurostat 11% der Menschen in Deutschland (9 Mio. Menschen) nicht einmal jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten. Schwer vorstellbar und doch Realität.
Mit den Preisen im Supermarkt werden also nicht die realen Betriebs- und Produktionskosten, oder die Angestellten bezahlt, sondern die Konsument*innen werden für Profit ausgebeutet. Gleichzeitig bekommen die Angestellten auch nicht den Wert ausgezahlt, den ihre Arbeitskraft schafft – sie werden also auch ausgebeutet (so wie alle Arbeiter*innen).
Lebensmittel sind im Kapitalismus eine Ware: Kein Mittel zum Leben (und genießen), sondern ein Mittel zur Profitmaximierung Einzelner auf Kosten der Mehrheit.
Die Privatwirtschaft kann nicht ander. Den "gerechten Lohn" und den "gerechten Preis" gibt es nicht. Die Lösung ist Vergesellschaftung und Dekommodifizierung – mehr dazu in künftigen Posts.
– über das Schwarz Imperium
Lidl gehört, wie Kaufland auch, zur Schwarz Gruppe, aufgebaut von Dieter Schwarz. Sein Überreichtum kommt nicht aus dem Nichts, sondern wird tagtäglich von Millionen Menschen weltweit erarbeitet. Wie jeder Überreichtum führt das zudem zu antidemokratischer Macht von Schwarz.
Die Schwarz Gruppe kauft systematisch immer weitere Teile der Lebensmittel-Lieferketten auf, um Macht auszubauen und Profite zu maximieren.
So gibt es beispielsweise die "Schwarz-Produktion", welche Lebensmittel für die Eigenmarken der Supermärkte produziert. Um den Müll der Schwarz Gruppe kümmert sich das eigene Entsorgungsunternehmen "PreZero" und für einen billigen Transport der Lebensmittel sorgt die eigene Containerreederei, mit zehn Containerschiffen rund um den ganzen Globus.
Ende 2023 gab es eine neue Entwicklung: Die Schwarz Gruppe erweitert ihr Portfolio über den Lebensmittelmarkt hinaus in die IT Branche. Mit der Gründung von "Schwarz Digits" sollen neue Dienste im Bereich Cloud, Cyber-Sicherheit und E-Commerce aufgebaut werden. Das Ziel ist den europäischen KI-Markt zu erobern.
Doch durch den Aufbau eines solchen Imperiums wird die Schwarz Gruppe immer unkontrollierbarer und gefährlicher für eine demokratische Gesellschaft.
Ein System der Erpressung durch 85% Marktmacht
In Deutschland haben die vier großen Supermarktketten Rewe & Penny, Edeka & Netto, Schwarz-Gruppe (Lidl & Kaufland) und Aldi gemeinsam ca. 85% Marktanteil. Es ist diese monopolartige Marktmacht, die es ihnen erlaubt, Preise zu diktieren und Produzent*innen unter Druck zu setzen. Dass bei diesen Preisen nur basierend auf schlechten Arbeitsbedingungen, niedrigen Löhnen und Umweltzerstörung produziert werden kann, wird nicht nur akzeptiert, sondern strukturell vorausgesetzt. Das verlangt die Systemlogik.
Je weiter wir entlang der Lieferkette zurückblicken, desto katastrophaler wird die Ausbeutung. So beschreibt Oxfam, dass der Preisdruck der deutschen Supermarktketten zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in anderen Ländern führt, während fast 50% des Verkaufspreises von Produkten wie Bananen beim deutschen Einzelhandel landet.
Imperiale Ausbeutung entlang der Lieferketten ist also zentral für den Profit der Schwarzgruppe. Auch in Deutschland führt die anti-demokratische Marktmacht und Preisdiktatur von Lidl&Co zum Verlust von bäuerlichen Betrieben und dem Anstieg von industrieller Landwirtschaft, mit fatalen Konsequenzen für Arbeitsrechte und Umweltschutz.
Chronische Unterbesetzung, Dauerstress und strenges Leistungs-Monitoring sind Alltag für Arbeiter*innen bei Lidl, Kaufland und in den Verteilerzentren. Erst kürzlich beschrieb eine Investigativ-Recherche von Stern extreme Missstände in Kaufland-Filialen: Schimmel, Mäuse und ein „Klima der Angst“. Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle: Der Effizienzdruck ist Grundvoraussetzung für das System. Wer nicht will oder kann, wird früher oder später gekündigt, mit dem Verweis auf „nicht leistungsfähig genug“.
Doch ist nicht die „Leistungsfähigkeit“ von Arbeiter*innen das Problem, sondern die Profitlogik, die strukturell auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen angewiesen ist.
Es gilt: „Wären Arbeiter*innen nicht gehetzt, gäbe es keine Ausbeutung entlang der Lieferketten, wär Dieter nicht reich“.
Damit Dieter reich ist, dürfen die Angestellten natürlich auch nicht zu viel Gehalt bekommen. Viele von ihnen verdienen nur knapp über Mindestlohn. Eine Kassiererin müsste ca. 1,5 Millionen Jahre lang arbeiten, um bei dem Vermögen von Dieter Schwarz anzulangen. Da die große Mehrheit der Beschäftigten im Einzelhandel Frauen sind, werden diese überdurchschnittlich stark ausgebeutet und landen z.B. besonders häufig in Altersarmut.
Bäuer*innen, Kassierer*innen, Logistiker*innen und Konsument*innen halten das System täglich am Laufen, aber haben keine Entscheidungsmacht darüber, was produziert wird, wie und zu welchem Zweck. Doch das ist kein Naturgesetz. Supermärkte können auch anders funktionieren: Als demokratisch organisierte Orte der solidarischen Versorgung für alle, statt als Profitmaschinen für wenige – statt als Super-“Markt“, also. Eine wirkliche Wende im Lebensmittelsystem wird jedoch niemals von den Konzernzentralen kommen. Sie kann nur von unten erkämpft werden. Die Vergesellschaftung von Supermärkten muss dabei keine Utopie bleiben. Artikel 15 des Grundgesetzes eröffnet genau dafür den Rahmen: Die Überführung von Großkonzernen wie der Schwarz-Gruppe in Gemeineigentum ist rechtlich möglich und politisch überfällig!
Wir kämpfen für eine Welt in der Lebensmittel keine Ware sind, sondern ein Menschenrecht! Die Vergesellschaftung der Verteilung (Supermärkte in öffentlicher Hand) können dafür ein erster Schritt sein. Wir kämpfen für eine Welt in der es überhaupt keine Waren mehr gibt! Für eine Welt, in der direkt für die Bedürfnisse aller Menschen produziert und demokratisch geplant wird.
Interventionistische Linke [IL*] Karlsruhe