Solidarität, Repräsentation und Rebellion mit Leben füllen und neu formieren

Strategiekonferenz der Interventionistischen Linken: PM / Eröffnungsvideo / Samstagabend-Veranstaltung

Update: VIDEO von der Strategiekonferenz. Die Welt ist in Bewegung – das war 2015 so deutlich spürbar wie lange nicht mehr. Wie kann und muss die radikale Linke sich in dieser Situation bewegen? Was sind die Herausforderungen? Wo sehen wir Chancen, in die Offensive zu kommen? Wenn sich alles verändert, wie müssen wir uns selbst verändern?

„Was heißt radikale Politik heute?“ Diese Frage diskutierten Aktivistinnen und Aktivisten der Interventionistischen Linken (IL) vom 8. bis 10. April auf einem Strategiekongress in Hannover. Der Einladung zur Diskussion und Strategieentwicklung folgten Genossinnen und Genossen aus Gruppen und Organisationen, mit denen die IL gemeinsam aktiv ist: 450 Menschen kamen an dem Wochenende zusammen – darunter Gäste aus Griechenland, Italien und Schweden. Es beteiligten sich Gruppen wie Lampedusa in Hamburg, YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan, Ums Ganze und Attac.

„Die radikale Linke kann keine Linke der Themen, sondern muss eine Linke der Situation sein. Wir sind zusammengekommen, weil es eine neue Gesellschaftlichkeit und eine neue Internationalisierung der radikalen Linken braucht. Es geht um die Überwindung von Ratlosigkeit und Zynismus. Die Herausforderungen sind offensichtlich: rechter Rollback und ein herrschender Block, deutsches Diktat an den Grenzen und Austerität sowie blutige Deals mit der Türkei. Wir sind nicht immer Viele – aber alles ist in Bewegung. Das ist die Möglichkeit offensiv zu sein und eine neue linke Haltung zu den gegenwärtigen Kämpfen zu finden“, fast Hannah Eberle von der IL den Anlass der Konferenz zusammen.

In Arbeitsgruppen debattierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche Auseinandersetzungen in den kommenden Jahren auf uns zukommen. Das berührt die Frage der Demokratie, die kommenden Aufstände und Perspektiven für zukünftige politische Interventionen. In „Barrikadengesprächen“ warfen sie Fragen nach Bündnisarbeit, nach Motivation, Ausgestaltung und Transnationalisierung ihrer Kämpfe auf.

Mit internationalen Gästen diskutierte die IL über aktuelle Bewegungen in einer Welt, in der sich die Ereignisse beständig überschlagen, und über Organisierungsansätze einer radikalen Linken: „Es braucht eine neue Gesellschaftlichkeit. Die radikale Linke muss neue Formen der Zusammenarbeit mit denen finden, die Solidarität üben, denn Solidarität ist das politischste was im Moment möglich ist. Sie muss emanzipatorisch und antagonistisch sein und sich dennoch in die Auseinandersetzungen um soziale Infrastruktur einmischen. Um rebellisch zu sein und zu bleiben, braucht es Ereignisse wie beispielsweise Blockupy. Diese Ereignisse sind Momente in denen Vereinzelung, Isolation und Prekarität einen Gegenausdruck finden. Die Herausforderungen, vor die uns der herrschende wie der rechte Block hierzulande stellen, sind letztendlich europäische. Deshalb müssen wir den begonnenen Weg fortführen und unsere Kämpfe mindestens europäisch führen. Für ein Ende der Traurigkeit – wagen wir den Sprung und stellen uns der gegenwärtigen Schnelligkeit der Kämpfe“, so Jens Friedrich von der IL.

Die Anfänge der Interventionistischen Linken liegen nun etwa 12 Jahre zurück. Mittlerweile organisieren sich 30 Gruppen aus Österreich und Deutschland in der IL. Die IL ist Teil von bundesweiten Netzwerken wie Blockupy, Ende Gelände und Dresden Nazifrei. Sie stellt sich solidarisch an die Seite der Kämpfe um Demokratie, Bleiberecht und Bewegungsfreiheit sowie der Kämpfe der Kurdinnen und Kurden. Sie war Teil von Kampagnen wie „Castor? Schottern!“, den Protesten gegen den NATO-Gipfel in Strasbourg 2009 und dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007. Derzeit liegt ein Schwerpunkt auf dem Versuch, in „Stadt für Alle“-Bündnissen Kämpfe gegen neoliberale Stadtumstrukturierung und praktische Solidarität mit Geflüchteten zu verbinden. Dafür sind neue Formen von Bündnissen und Praxisformen notwendig.

 


 

Strategiekonferenz 2016 - Eröffnungsvideo: https://www.youtube.com/embed/NdeVG7Dxf8M

Ende Gelände, Blockupy Frankfurt, Heiligendamm, Athen, Strasbourg, Kobane, Paris u.v.m. - Splitter aus den vergangenen Jahren, die uns mitgerissen und mit Hoffnung erfüllt haben, aber auch Momente, die uns erschüttert und wach gerüttelt haben. So viel ist in den vergangenen Jahren passiert - oft waren wir mit mehr als nur den Herzen dabei.

Dieses Video wurde am 8. April in Hannover zur Eröffnung der Strategiekonferenz der Interventionistischen Linken uraufgeführt. Applaus und Emotionen gab es beim Publikum vor allem bei actionsgeladenen Szenen.

Für ein Ende der Traurigkeit. What are we waiting for - Gesellschaftliche Politik im Aufbruch? - Mehr als eine Frage an revolutionäre und radikale Linke.

 


 

Strategiekonferenz 2016 - Samstagabend-Veranstaltung: https://soundcloud.com/interventionistischelinke/das-projekt-einer-radikalen-gesellschaftlichen-linken

 

Mathilda & Kalle | Allt åt alla (Malmö)
Volker | Die Linke Thüringen (Erfurt)
Julia | Interventionistische Linke (Berlin)
Mia | Interventionistische Linke (Berlin)
Nikos | Diktio (Athen)
Beppe | EuroNomade ; Blockupy International (Venedig)

Das Projekt einer radikalen gesellschaftlichen Linken –
Möglichkeitshorizonte, Widersprüche und Zukunftsperspektiven.
Podiumsdiskussion mit very special guests aus unserem Freund_innenkreis

„Am Rande der Welt situiert zu sein, ist keine günstige Ausgangslage für einen, der vorhat, die Welt neu zu erschaffen.“ (Simone de Beauvoir)

Der Begriff der gesellschaftlichen Linken ist Kampfbegriff und uneingelöstes Versprechen zugleich. Dass wir eine solche Linke mehr denn je brauchen, macht es nicht leichter, sie zu konstituieren. Aber warum ist es überhaupt das Projekt einer radikalen Linken, sich an der Konstituierung einer gesellschaftlichen Linken zu beteiligen? Wie rebellisch, militant, widerständig ist oder muss die gesellschaftliche Linke sein, damit es sich lohnt, sie zu haben? Angesichts der Erfahrungen aus Südeuropa stellt sich die Frage, worin der Unterschied zwischen einer gesellschaftlichen Linken und linkem Reformismus einerseits und linkem Populismus andererseits besteht. Wie ist das Verhältnis von sozialer Intervention und Orientierung auf den Bruch?<br />Gemeinsam mit Genoss_innen aus vergangenen Projekten und politischen Initiativen der Gegenwart wollen wir Erfahrungen diskutieren sowie die Momente möglicher gesellschaftlicher linker Mehrheiten und die Konsequenzen deren Abwesenheit ausloten.